Mia Morgan im Interview

Die vegane Sängerin Mia Morgan auf einer Wiese mit einer Kuh, Ausschnitt aus ihrem Album Cover "Fleisch"
Mia Morgan - "Fleisch" (Album Cover), Foto: Max Sand

Mit anderen teilen ...

Die Indie Pop Künstlerin Mia Morgan veröffentlichte im April 2022 ihr Debut Album „Fleisch“. Ihre Texte sind feministisch, sexpositiv, ermächtigend und Beispiel einer neuen Generation politischer Musiker:innen, für die Pop mit Haltung eine Selbstverständlichkeit ist. Wir haben Mia Morgan gefragt, was sie inspiriert und wie sie ihren Weg zur veganen Lebensweise gefunden hat.

Was inspiriert dich musikalisch?

Alles! Alles, was ich erlebt habe, fühle, worüber ich nachdenke, wovon ich gelesen, was ich gesehen und gehört habe. Für mein Album FLEISCH habe ich mich primär von Erfahrungen aus meiner Teenagerzeit inspirieren lassen. Klanglich kommt man als Musiker:in nicht umher, sich an dem zu orientieren, was gefällt. Während der Entstehung von FLEISCH habe ich zum Beispiel viel Rina Sawayama, Nine Inch Nails und frühere Werke Madonnas gehört.

Wodurch ist deine Musik geprägt?

Als ich ein Kind war, hat mein Vater an den Wochenenden immer „DJ“ für meine Mutter und mich gespielt. Jedes Mal ein anderes Genre, daher höre ich bis heute einfach querbeet alles, das mich rührt. Am ehesten war das immer irgendwie rockiger. In den frühen 2000ern gab es große weibliche Popstars, die ich angehimmelt habe. Das erklärt meinen andauernden Hang zu Glitzer, Glam und meine Faszination für Personenkult. Später dann, als Jugendliche, wollte ich mich durch die Musik, die ich höre, und die Kleidung, die ich trage, vom Rest der Masse abheben, und da in den frühen 2000ern Rockmusik die Musik der Außenseiter:innen war, hat mich diese auch stark geprägt.

Welche Message möchtest du mit deiner Musik verbreiten?

Mir anzumaßen, den Hörer:innen mit meiner Musik irgendetwas anderes zu vermitteln als mich selbst und meine Gefühle und Gedanken, mit denen sie sich bestenfalls irgendwie identifizeren können, kommt mir abwegig vor. Ich mache das alles in erster Linie für mich selbst. Natürlich freue ich mich, wenn das Anklang findet, und sich Hörer:innen und Konzertbesucher:innen in den Zeilen meiner Texte wiederfinden.

Wenn nur einer deiner Songs gehört werden dürfte, welcher wäre es und warum?

SCHÖNERE FRAUEN! Es ist nachhaltig mein Lieblingssong unter denen, die ich bisher veröffentlicht habe, das Thema ist aktuell. Der Songtext tut genau im richtigen Maße weh, und ich finde, musikalisch bringt SCHÖNERE FRAUEN genau auf den Punkt, wie ich klingen und gehört werden will: Kontrastreich, genreübergreifend, ein bisschen uncanny, aber auch rockig und hymnisch.

Wenn du dir die Welt nach deinen eigenen Vorstellungen konstruieren könntest, wie würde sie aussehen? Was muss sich ändern?

Viel zu viel muss sich ändern, als dass ich das knapp formulieren könnte. Wir sollten einander mit mehr Respekt behandeln. Einräumen, dass Mensch sein bedeutet, nie perfekt sein zu können. Wir sollten UNS SELBST ebenfalls fairer behandeln. Ich wünschte, Geld wäre nicht so wichtig, oder alles nicht so teuer. Ich wünschte, die, die Veränderung in der Hand halten, würden sich ihrer annehmen. Natürlich kann man nämlich als Einzelperson mit kleinen Dingen etwas bewirken.
Aber es liegt nicht an dir allein oder mir, die Welt zu retten. Die Verantwortung liegt bei habgierigen Konzernen, Industrien, wie z.B. der Auto-, Fleisch- und Milchindustrie, die nur auf Profit aus und blind gegenüber dem Leid sind, das sie anderen zufügen. Ich finde es schrecklich, wie egal Leben und die Zukunft der Welt, in der wir leben, denen ist, die mit ihrem Vermögen und ihrer Macht wirklich etwas großes ändern könnten.

"Ich finde es schrecklich, wie egal Leben und die Zukunft der Welt, in der wir leben, denen ist, die mit ihrem Vermögen und ihrer Macht wirklich etwas großes ändern könnten."

Mia Morgan

Seit wann ernährst du dich vegan und was war der Auslöser für dich?

Seit meiner Kindheit hatten wir Haustiere, und wir lebten gegenüber eines kleinen Bauernhofes mit Hühner und Schweinen. Als ich fünf war, sollten meine Eltern und ich die Schweine von gegenüber füttern, während die Hofinhaberin den Sommer über in der Heimat war. Ich hab ihnen Namen gegeben und sie lieb gewonnen. Im Winter dann stand die Nachbarin mit frischem Hackfleisch vor der Tür. Sie hatten die Schweine geschlachtet. Da ist mir zum ersten Mal richtig klar geworden, was Fleisch essen bedeutet, und ich musste schrecklich weinen. So habe ich schon früh viel auf Fleisch verzichtet. Ich war acht Jahre Vegetarierin, bevor ich dann mit achtzehn auf Veganismus umstieg. Ich aß sowieso kaum tierische Produkte, außer Milch, die ich sehr geliebt habe. Aber das Leid, das man mit Milch- und Joghurtkonsum mit verantwortet, war es mir dann nicht mehr wert. Das war vor zehn Jahren. Damals gab es wenige Alternativen, aber mittlerweile misse ich nichts mehr. Es gibt es ja seit letztem Jahr auch eine Milchalternative, die EXAKT wie Kuhmilch schmeckt.

Mia Morgan
Mia Morgan lebt seit zehn Jahren vegan, Foto: Max Sand

"Ich bin vor zehn Jahren vegan geworden. Damals gab es wenige Alternativen, aber mittlerweile vermisse ich nichts mehr."

Mia Morgan

Auf welches vegane Produkt oder Lebensmittel könntest du nicht verzichten?

Ich bin eher eine Schnuckerin und liebe süße Sachen, daher bin ich eine klassische Vegane-Riegel- und Schoki-Esserin. NuCao verdienen auf jeden Fall an mir. Und Joghurtalternativen, zum Beispiel der Harvest Moon Cashew Vanille. Außerdem das gute Mühlenhack! Es ist lustig, dass ich früher immer eher wenig Fleisch gegessen, jetzt aber eine Leidenschaft für deftige Fleischersatzprodukte hab.

Was sollte man unbedingt probieren?

Man sollte veganen Gerichten, die deftiger, fleischiger Hausmannskost nachempfunden sind, eine Chance geben. Das Vorurteil, Veganer:innen würden sich nur von Salat und Linsen-Gerichten ernähren, ist längst überholt. All die Gerichte, die ich früher bei Oma wegen dem Fleisch nicht essen wollte, kann man mittlerweile so lecker in vegan kochen: Hackbraten, Hühnchen, Gulasch. Letzteren z.B. kann ich SEHR lecker kochen.

Vielen Dank für das Interview, Mia.