Vegan-Trend in China

Vegane Messe in China: Der Eingang zur VeggieWorld Shanghai 2020
Foto: Fairconnections // VeggieWorld

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Nicht nur in Deutschland und den USA entdecken immer mehr Menschen die Vorteile einer fleischlosen Ernährung. Der Vegan-Trend ist auch in China angekommen. Die inzwischen spürbaren Folgen der Klimakrise und die jüngsten Ausbrüche von Schweinepest und Covid-19 sorgen dafür, dass weltweit Unternehmen und Endverbraucher:innen ihre Einstellung zu Fleisch ändern.

China gilt als Top-Wachstumsmarkt

China ist einer der weltweit größten Märkte. Eine wachsende und kaufkräftige Mittelschicht fragt hochwertige Produkte internationaler Marken nach. Auch für pflanzliche Lebensmittel zählt China entsprechend zu den vielversprechendsten Märkten. Offizielle Statistiken über vegetarisch und vegan lebende Menschen in China gibt es allerdings nicht. Verschiedene Quellen sprechen von 0,77 % bis 3,5 % der chinesischen Bevölkerung. Doch selbst ausgegangen von der pessimistischeren Zahl von 0,77 % ergibt das in absoluten Zahlen eine Personengruppe von über zehn Millionen Menschen. Ein noch größerer Teil der potenziellen Zielgruppe von veganen Produkten besteht aus Menschen, die sich vegetarisch, flexitarisch oder fleischreduzierend ernähren.

Vegan-Trend in China: Pflanzliche Proteine auf dem Vormarsch

Vogelgrippe, Schweinegrippe und Coronavirus machten die Problematik einer zu einseitigen Ausrichtung auf tierisches Protein in China sichtbar. In der Konsequenz steigt in China die Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen und Tierersatzprodukten. Während der Coronakrise wurde berichtet, dass über 30 % der Menschen vom Fleischesser zum Flexitarier und zum Vegetarier wechseln werden. Unternehmen berichten bereits von steigender Nachfrage für vegane Produkte. So beispielsweise Josh Tetrick, CEO der US-Unternehmens Eat Just Inc., das die vegane Ei-Alternative „Just Egg“ herstellt.

“Because of what’s happening around Covid, there’s been a notable change about how consumers are thinking about food.”

Chinesischer Schinkenproduzent kündigt Pflanzenfleisch an

Hersteller und Marktexperten sind sich einig, dass der Veggie-Boom in China angekommen ist und ein Shift zu sichereren Fleischalternativen kommen wird. Wie groß die Erwartungen in China sind, zeigt etwa die Kursexplosion nach der Ankündigung von Schinkenproduzent Jinzi Ham, künftig auch Fleisch aus Pflanzenprotein verkaufen zu wollen – innerhalb einer Woche kletterte der Aktienkurs um 50 Prozent. (Reuters, 2019)

Chinesische Regierung stellt erhebliche Mittel für die Forschung an alternativen Proteinen bereit

Das Good Food Institute Asia hat Investitionen in China analysiert. Dazu schaute sich das Institut öffentliche chinesische Regierungsunterlagen und Investments von Investoren und Start-ups an. Diese deuten darauf hin, dass Investoren und die Chinesische Regierung erhebliche Mittel bereitstellen werden, um den im Entstehen begriffenen Sektor der alternativen Proteine zu vergrößern. Das sind die bemerkenswerten Investitionen der letzten Jahre, die das Good Food Institute identifiziert hat:

  • Das chinesische Ministerium für Wissenschaft und Technologie hat Ende 2020 ein nationales Forschungs- und Entwicklungsprogramm mit dem Titel „Green Biological Manufacturing“ gestartet.
  • Im Juni 2021 wurde ein dreijähriges staatlich finanziertes Projekt mit dem Titel „High-efficiency biological manufacturing technology of artificial meat“ angekündigt.

  • Viele Forschungsteams für pflanzliches und kultiviertes Fleisch erhielten Mittel von der National Natural Science Foundation of China.

  • Das China Meat Food Research Center und die Pekinger Akademie der Lebensmittelwissenschaften stellten auf einem großen chinesischen Wissenschaftsforum neue Forschungsergebnisse im Bereich des 3D-Bioprinting für kultiviertes Fleisch vor.

  • Mitte Oktober 2021 gab Joes Future Food Co. Ltd. – das erste chinesische Unternehmen, das Forschung und Entwicklung im Bereich kultiviertes Fleisch betreibt – bekannt, dass es in seiner Serie-A-Finanzierungsrunde 50 Millionen RMB (7,7 Mio. USD) erhalten hat.
  • Das in Shanghai ansässige Startup CellX schloss seine zweite Finanzierungsrunde ebenfalle erfolgreich ab und erhielt weitere 4,3 Mio. USD. Das Unternehmen veranstaltete auch bereits die Verkostung von kultivierten Fleischprototypen und kündigte an, dass es die Kosten für dieses innovative Produkt bis 2025 auf die gleiche Höhe wie die für konventionelles Fleisch bringen kann.

Fleischersatz in China

Fotostrecke von der VeggieWorld Shanghai 2020

Beyond Meat eröffnet Produktionsstätte bei Shanghai

Der US-amerikanische Produzent Beyond Meat zählt zu den gefragtesten Unternehmen der Food-Branche. Der vegane Beyond Burger löste in den westlichen Ländern einen regelrechten Hype aus. „A burger with taste so rich and texture so meaty, you won’t believe it’s made from plants“, heißt es auf der Webseite des Unternehmens. Und tatsächlich kann jeder, der den Burger auf Basis von Erbsenprotein schon einmal getestet hat, sicherlich bestätigen, dass der Geschmack verblüffend nah an den von Burger-Bratlingen aus Fleisch herankommt.

Im Mai 2019 lieferte Beyond Meat in den USA einen der erfolgreichsten Börsengänge seit Jahren ab. Nun treibt das Unternehmen trotz oder gerade wegen der Corona-Pandemie seine chinesische Expansion voran.

“When you see an obstacle like Covid, you don’t say you’re not going to do it, you say ‘How am I going to do it?’ and work on a solution.”

Im September 2020 unterzeichnete Beyond Meat eine Vereinbarung mit der Jiaxing Economic & Technological Development Zone, um eigene Produktionsanlagen in China zu eröffnen. Anfang 2021 soll die Fabrik in der Nähe von Shanghai mit voller Kapazität Rind-, Schweine- und Hühnerfleisch auf pflanzlicher Basis für den chinesischen Markt produzieren.

Der Konkurrent im Segment vegane Burger Impossible Foods (ebenfalls aus den USA) sieht China als zukünftig wichtigsten ausländischen Markt an. Dass auch Nestlé eine Fabrik für Fleischalternativen in China plant, zeigt, dass auch globale Player ein lohnendes Marktvolumen für vegane Produkte in China erwarten.

Vegan-Trend in China: Branchentreffpunkt VeggieWorld

Seit 2019 gibt es mit der VeggieWorld eine vegane Messe in China. Die VeggieWorld ist die erste Fachausstellung mit Schwerpunkt auf pflanzliche Ernährung in China. Sie bietet eine Plattform für Fachleute, Händler und Endverbraucher der Branche. 

VeggieWorld Shanghai 2020

Im September 2020 präsentierten rund 100 Brands aus 18 Ländern auf der VeggieWorld Shanghai im Shanghai Exhibition Center ihre veganen Produkte. Darunter zahlreiche einheimische Marken wie Whole Perfection, Zhen-Fleisch, Sulian, Youkuai, PFI, Jinnong, Hey Maet, Nongfu Spring und Omnipork. Darüber hinaus waren internationale Marken wie Oatly, Danone, Alpha Foods, Gardein, Califia Farms, Heura, Dole, AAK und Buehler vertreten. Auch der Non-Food Bereich war durch Aussteller mit Kosmetika, Mode und Accessoires auf pflanzlicher Basis vertreten.

Parallel zur VeggieWorld fand das 3. Future Food Forum statt, organisiert von der China Plant Based Foods Alliance. Das äußerst hochwertige Kongressprogramm umfasste Themen wie Future of Food, China Alternative Protein Regulatory Framework and Standard Setting, How Technology is Transforming Food, Ernährungstrends, Investitionsmöglichkeiten in alternative Proteine sowie neueste Innovationen bei pflanzlichen Fleisch- und Milchalternativen.

Deutsche Unternehmen in China

Von deutschen Unternehmen, die heute bereits in China tätig sind, sagt jedes zehnte, dass die Volksrepublik der größte Markt für die eigenen Produkte ist. „Made in Germany“ gilt in China nach wie vor als Qualitätsmerkmal. Das gilt auch für Produkte, die in China durch die Niederlassungen deutscher Firmen produziert werden.

Deutscher Gemeinschaftsstand auf der VeggieWorld 2021 in Shanghai

Seit letztem Jahr fanden erfolgreiche VeggieWorlds in Hangzhou, Peking und Shanghai statt. Zahlreiche internationale Brands auf Ausstellerseite und eine große Anzahl von Fachbesuchern spiegeln das Potenzial des veganen Trends in China. Nun wird es auf der VeggieWorld Shanghai 2021 erstmals einen offiziellen Deutscher Gemeinschaftsstand geben. Mit der VeggieWorld Shanghai hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zum ersten Mal eine vegane Messe in ihr Messeförderprogramm aufgenommen. Deutsche Gemeinschaftsstände sind durch ihr aufwendiges und professionelles Design stets ein „Hingucker“ und Magnet für Besucher.

Die VeggieWorld lädt deutsche und europäische Unternehmen ein, sich an der Veggie-Bewegung in China zu beteiligen. Sowohl die vegane Branche als auch Endverbraucher und der Klimaschutz sollen von dem Vegan-Trend profitieren.

Deutscher Gemeinschaftsstand auf internationaler Messe
Deutscher Gemeinschaftsstand auf internationaler Messe (Symbolbild)

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