End the Cage Age: Lasst uns die Käfighaltung von Tieren abschaffen!

Kaninchen in einem nicht ausgestalteten Käfig. Foto: Compassion in World Farming

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Millionen von Tieren widerfährt unbeschreibliches Leid in der Tierhaltung. Die Aufmerksamkeit für die Missstände in der Tierhaltung wird medial immer größer und immer mehr Menschen engagieren sich für Tierrechte oder stärkeren Tierschutz. Zu ihnen gehört auch Kathleen Frech. Sie koordiniert die Kampagne „End the Cage Age“ in Deutschland, mit dem Ziel einer Europäischen Bürgerinitiative (EBI) gegen die Käfighaltung.

Innerhalb eines Jahres sollen über 1 Million Unterschriften aus mindestens sieben EU-Ländern gesammelt werden. Auf diese Weise möchte die Initiative die Europäische Kommission dazu auffordern, entsprechende Rechtsvorschriften vorzuschlagen.

Worum es bei der Kampagne und den Zielen genau geht, erklärt uns Kathleen im Interview.

Interview mit "End the Cage Age"-Koordinatorin Kathleen Frech

Kathleen, stell dich doch kurz mal vor.

Sehr gern. Ich bin 37 Jahre alt, wohne in Berlin und arbeite seit mehr als zehn Jahren im Tierschutz – hauptsächlich für internationale Nichtregierungs-Organisationen. Wenn ich die Welt ein bisschen besser machen kann und es am Ende des Tages echte Veränderungen für Tier und Mensch gibt, macht mich das besonders glücklich.

Aktuell koordiniere ich im Auftrag von Compassion in World Farming die Europäische Bürgerinitiative „End the Cage Age“ in Deutschland. Dabei arbeite ich mit unheimlich vielen engagierten Menschen im Bereich Tier- und Verbraucherschutz zusammen.

Foto: Kathleen Frech

Auf was macht „End the Cage Age“ aufmerksam?

Es geht dabei um das Ende der Käfighaltung in der Landwirtschaft. Die grausame Käfighaltung wirkt sich bei den Tieren schwerwiegend auf die Gesundheit und das Wohlergehen aus. Käfighaltung ist ein wesentlicher Bestandteil der intensiven Tierhaltung und hat somit ebenfalls negativen Einfluss auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt.

Wie ist die Situation in der EU, besonders in Deutschland?

Die Situation ist leider sehr schlecht. Jedes Jahr verbringen rund 300 Millionen Tiere in der EU ihr Leben ganz oder zu wesentlichen Teilen in Käfigen. Dabei handelt es sich um Legehennen, Kaninchen, Schweine, Wachteln, Enten, Gänse und auch Kälber. Diesen Tieren wird jede Lebensfreude genommen. Zum Beispiel können Legehennen in Käfigen nicht mal ihre Flügel ausbreiten. Kaninchen können sich nicht gerade aufsetzen oder auch nur einen einzigen Sprung tun.

Hennen in einem ausgestalteten Käfig. Foto: Compassion in World Farming

In Deutschland sind es rund 8,7 Millionen Tiere, die ihr Leben ganz oder teilweise in Käfigen verbringen müssen. Und obwohl bei uns die konventionelle Käfighaltung für Legehennen schon verboten ist, sind 8,7 Millionen Tiere eine schrecklich hohe Zahl. Dazu zählen auch Muttersäue, die für die Schweinemast Ferkel auf die Welt bringen. Diese sogenannten Zuchtsäue verbringen ungefähr die Hälfte des Jahres in einem Käfig, in dem sie sich noch nicht einmal umdrehen können. Die meisten werden in der frühen Trächtigkeit für vier Wochen eingesperrt. Eine Woche vor der Geburt werden sie nochmals in einer sogenannten „Abferkelbucht“ fixiert. Hier werden sie auch gebären und müssen dann ihre Ferkel durch Gitterstäbe säugen. Sobald die Tiere freigelassen werden, werden sie erneut besamt und der Zyklus beginnt von vorn. All die sogenannten „Nutztiere“ sind fühlende Wesen, die genau wie unsere Hunde und Katzen, Leid und Freude empfinden können. Diese Missstände gehen uns alle an und gehören nicht in eine Gesellschaft wie unsere.

Aber häufig wird doch behauptet Deutschland und die EU seien Vorreiter in Sachen Tierschutz?

Wenn wir uns auf die landwirtschaftlich gehaltenen Tiere beziehen, kann man sicherlich sagen, dass die Bedingungen überall ungefähr gleich schlimm sind, sobald die Tiere intensiv in großen Mengen gehalten werden. Unter solchen Umständen ist die Realisierung des Tierwohls schlichtweg nicht möglich! Doch außerhalb der EU gibt es auch Länder, in denen es keinerlei Mindestanforderungen für den Tierschutz gibt. Dadurch sind die Lebens- und Schlachtbedingungen oft besonders schlimm. Deswegen ist es so wichtig, dass die EU eine einheitliche Regelung für alle landwirtschaftlich gehaltenen Tierarten trifft. Auch andere Teile der Welt orientieren sich an der EU und so können wir bei einer erfolgreichen Europäischen Bürgerinitiative darauf hoffen, dass die positiven Effekte weitreichend sein werden.

Eine Sau in einer Abferkelbucht mit Ferkeln. Foto: Compassion in World Farming

Was möchtet ihr mit der Kampagne erreichen?

Wir möchten der Europäischen Kommission zeigen, dass Käfighaltung ihre soziale Akzeptanz völlig verloren hat. Deswegen sammeln wir bis zum 11. September 2019 mindestens eine Million Unterschriften. „Wir” sind ein Bündnis aus mehr als 150 Organisationen aus ganz Europa und unzähligen hoch motivierten „Einzeltätern“, die aktiv Unterschriften sammeln. Nach den Regeln der Europäischen Bürgerinitiative wird sich die Kommission zu unseren Anforderungen äußern müssen.

Wie kann jeder Einzelne helfen?

Unterschreiben ist das Wichtigste und jede Stimme zählt. Deswegen freuen wir uns über alle, die die Petitionsseite online teilen und zum Unterschreiben aufrufen. Natürlich kann auch auf Papierlisten gesammelt werden. Diese kann man sich auf unserer Webseite herunterladen. Die Rücksende-Adresse steht da auch mit drauf. Außerdem kann man die Facebook-Seite abonnieren und dort die Petitionsaufrufe teilen. Wer noch mehr tun will, zum Beispiel Aushänge in Supermärkten, Cafés und Tierarztpraxen platzieren, oder gleich einen ganzen Satz Flyer braucht, meldet sich einfach per E-Mail bei mir (kathleen.frech@ciwf.org).

Träum doch mal von einer besseren Welt: Wie sieht sie aus?

Das ist natürlich sehr persönlich. Für mich sieht eine bessere Welt so aus, dass weder Mensch noch Tier ausgebeutet werden und alle eine Chance auf ein lebenswertes Leben haben. An der Stelle könnte ich noch vieles aufzählen, was mir wichtig ist. Aber im Rahmen von „End the Cage Age“ wäre es toll, wenn wir nicht nur die erforderliche Zahl von einer Million gültiger Unterschriften bekommen, sondern noch viele mehr! So können wir gegenüber den politischen Entscheidungsträgern deutlich machen, dass eine riesen Bewegung dahintersteht und ein Wandel geschehen muss. Jeder Einzelne hat es in der Hand und kann etwas dafür tun.

Vielen Dank für das Interview Kathleen!